Meine Arbeit zur Ausstellung PANOPTICON: ‚Freundschaft‘ – 55 Freundinnen in 10 Tagen 
220 x 100 cm I FineArtPrint auf Polytee 120Pro I 2016

Im realen Leben ist Freundschaft ein von Sympathie und gegenseitigem Wohlwollen getragenes, vertrauensvolles Verhältnis zueinander, das neben dem Wunsch nach persönlicher Begegnung und Austausch auch Unterstützung bietet – durch dick und dünn gehen. Tatsächlich hat man in der Regel nur ein paar enge Freund_innen. Haben das Internet und die sozialen Netzwerke daran etwas verändert? Nicht wenige Menschen haben im World Wide Web eine lange Liste von Freund_innen. Diese unkomplizierten Freundschaften kommen meist ohne persönliche Begegnung und ohne allzu viel voneinander zu wissen aus. Sicher bieten Social Media Plattformen u.a. die Möglichkeit Freundschaften über weite Entfernungen zu Menschen zu pflegen, die man ansonsten aus den Augen verlieren würde. Doch Ulrike Leopold bezieht sich in ihrer Arbeit ‚Freundschaft‘ – 55 Freundinnen in 10 Tagen auf den für sie irritierenden Aspekt, in kürzester Zeit sehr viele Freundschaften schließen zu können.

Virtuell möglich und auch so geschehen! Unter einem Synonym hat Leopold sich auf einer sozialen Plattform angemeldet und dort sehr schnell weit über 200 Freund_innen gefunden, woraus sie 55 ausgewählt hat. Ausschließlich Freundinnen, da Frauenfreundschaften von einer besondere Nähe und Intimität geprägt sind. Die Profilbilder dieser 55 Frauen hat Leopold an ihrem Rechner zu einem Tableau zusammengestellt. Da diese dem Urheber- und dem Persönlichkeitsschutz unterliegen, hat sie alle Bilder bearbeitet und grob verpixelt, um ihre Freundinnen einem Publikum präsentieren zu können. Ausgedruckt auf einem Tuch gibt das einen lebendigen Bildermix der Freundinnen von Ulrike Leopold. Freundinnen, die sie nicht kennt und die sie nicht kennen – die auch für uns nicht erkennbar sind und die dennoch auf positive Weise unsere Neugier wecken. Ver_rückte Welt!

Text: Andrea Lühmann

 

 

PANOPTICON – Ein gemeinsames Projekt:

Martina Gropius, Barbara Meyer, Conny Wischhusen,
Detlef Ambrassat, Evita Emersleben,
Waltraud Feser-Bonthuis, Ulrike Leopold
Die Arbeiten der Ausstellung PANOPTICON befassen sich mit der Identität des Menschen im 21. Jahrhundert. Eine immer stärker werdende mediale Welt verspricht Sicherheit, holt aber durch die vielen sozialen Netzwerke auch Jede/n aus der Anonymität heraus. Die Frage bleibt: Wie viel und was darf ich von mir preisgeben? Welche Spuren hinterlässt der Mensch im Netz? Wie sieht die Privatsphäre im Zeitalter virtueller Plattformen aus, oder gilt allein „…die Gedanken sind frei“? Gibt es Sicherheit für uns im Netz? Wie sind unsere Daten gesichert, im Hinblick auf die Tatsache, dass wir als Kund/innen und Konsument/innen, als Versicherungsnehmer/innen, Steuerzahler/innen usw. in großen Datenbanken gespeichert sind, die zum großen Teil miteinander vernetzt sind? Sieben Künstler/innen stellen sich im Rahmen der Reihe Frei.Zeit in der GAK Bremen mittels verschiedenen Kunstgattungen dieser Thematik.